Infos für Experten
Zunehmend wird die Tagesgruppe mit komplexen Fallgestaltungen konfrontiert. Problemverdichtungen über mehrere Generationen, psychisch kranke Eltern und Kindeswohlgefährdung bestimmen das Spektrum.
Viele Eltern sind zunächst misstrauisch gegenüber der Institution und haben Widerstände gegenüber Helfersystemen aufgebaut. In diesen Zusammenhängen ist es notwendig, zunächst ein Arbeitsbündnis mit den Eltern herzustellen. Eine vertragliche Regelung zu Beginn der Hilfe hat sich als hilfreich erwiesen. Wird die Tagesgruppenhilfe zunächst einmal von den Eltern als entlastend und nützlich für das Familiensystem erfahren, kann eine Basis für eine Arbeit entstehen, die von der Hoffnung auf positive Veränderung getragen ist. Zunehmend findet die Familienarbeit neben den Gesprächen im Tagesgruppenkontext im Rahmen der Familienrealität der Kinder statt. Dieses ermöglicht eine größere Bandbreite an Kennenlernen, Wertschätzung und direkter beidseitiger Rückmeldung. Angesichts der Komplexität einzelner Familiengeschichten und zur Ermöglichung eines direkten fachlichen Austausches werden die Familiengespräche oftmals mit zwei Mitarbeitern der Tagesgruppe durchgeführt. Die Gespräche finden entweder wöchentlich oder in vierzehntägigem Rhythmus statt.
Um die Elterngemeinschaft der Tagesgruppe zu stärken, die es häufig als entlastend erleben, auch mit anderen „Betroffenen“ zusammen zu kommen, finden thematische Elternabende monatlich statt. Die Familienabende und die Familienfreizeit dient dem begleiteten gemeinsamen Tun der gesamten Familie.
In der Zusammenarbeit mit psychisch kranken Eltern steht die Tagesgruppe in engem Kontakt zu niedergelassenen Therapeuten und der LWL Klinik Lengerich.
Die starke Einbindung der Tagesgruppe in den Sozialraum Lengerich hat zu einer erhöhten Kooperation mit den Gruppen der Jugendhilfe und den Institutionen geführt. Dadurch sind oft schnelle Problemlösungen und eine Vernetzung möglich.
Im Bereich der Diagnostik führt die Tagesgruppe eine sozialpädagogische Diagnostik und Anamnese durch. Für weiterreichende diagnostische Verfahren arbeitet die Gruppe eng mit der Ambulanz für Diagnostik des LWL Jugendheims Tecklenburg, einer niedergelassenen Psychotherapeutin und dem Kinderhospital Osnabrück zusammen.
Seit dem letzten Jahr ist in der Gruppenentwicklung festzustellen, dass wieder jüngere Kinder aufgenommen werden. Dieses führt im Gruppenalltag zu Veränderungen, so dass Versorgungsleistungen, erhöhter Bewegungsdrang, Spielinteressen und eine emotional auf jüngere Kinder ausgerichtete Ansprache mehr in den Fokus geraten sind. Die Tagesgruppe beobachtet zunehmend, dass bei den Kindern alltagspraktische Fertigkeiten und Kulturleistungen teilweise minimal ausgebildet sind. Bei vielen Kindern besteht die Aufgabe, basale soziale Fertigkeiten einzuüben und so bieten viele alltägliche Gruppensituationen ein wichtiges Übungsfeld.
Auf die Zunahme stark belasteter Kinder reagiert die Tagesgruppe mit der Durchführung von Einzelkontakten mit den Kindern, Einzelbegleitung bei den Hausaufgaben, eine enge Vernetzung mit den Schulen, eine erhöhte Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und eine Intensivierung der Familienarbeit.