Arbeitsweise der DiJu
Der Alltag in der Wohngruppe wird partizipativ gestaltet und orientiert sich an einer überschaubaren Tagesstruktur.
Besonders wichtig ist es uns, den jugendlichen Mädchen und Jungen einen sicheren Rahmen anzubieten. Aus diesem Grund wird im Gruppenalltag großer Wert auf Vorhersehbarkeit und Transparenz gelegt. Dies spiegelt sich auch in der Einrichtung der Räumlichkeiten wieder. Allgemeine Tages- und Wochenpläne sowie die Gruppenregeln werden für alle dauerhaft einsehbar platziert. So können auch kurzfristige Veränderungen im Tagesablauf kommuniziert werden. Für individuelle positive Verstärkerpläne und Regeln werden Orte auf den jeweiligen Zimmern gefunden. Alle Anforderungen an die Jugendlichen werden individuell angepasst, um Überforderungen zu vermeiden.
Bei regelmäßig stattfindenden Gruppenabenden können die Jugendlichen ihre Wünsche und Ideen diskutieren. Zusammen mit den Pädagoginnen und Pädagogen werden Beschlüsse gefasst und Absprachen getroffen, die das gemeinsame Leben in der Wohngruppe betreffen.
Ziel des Aufenthalts in der Diagnosegruppe für Jugendliche ist es, durch Fallverstehen zu einer Perspektivklärung zu kommen. Hierzu wird eine sozialpädagogische und ergänzend dazu eine psychologische Diagnostik durchgeführt. Dabei folgt unsere Arbeit zwei grundlegenden Annahmen:
Subjektlogisches Verstehen:
Die herausfordernden oder seltsamen Verhaltensweisen der Jugendlichen sind in deren aktueller Lebenswelt wirksam. Sie werden als subjektlogisch verstanden. Das heißt, wir gehen davon aus, dass diese Verhaltensweisen für die Jugendlichen eine existentielle Funktion erfüllen. (Vgl. Baumann 2009)
Multisystemischer Ansatz:
Die oben beschriebenen Verhaltensweisen resultieren aus einem Zusammenspiel von Risikofaktoren aus unterschiedlichen Bezugssystemen der Jugendlichen (Familie, Peers, Schule, Nachbarschaft). D.h. es wird von einer Multideterminiertheit der Verhaltensauffälligkeiten ausgegangen (vgl. Henggeler et al 2012).
Aus diesen beiden Annahmen ergibt sich für uns die Aufgabe, herauszufinden, welchen Zweck diese Verhaltensweisen für die Jugendlichen erfüllen und warum diese in ihren unterschiedlichen Bezugssystemen (existentiell) notwendig sind. Dazu wird eine umfangreiche und fortlaufende Diagnostik auf mehreren Ebenen erstellt:
- Individuelle Eigenschaften der Jugendlichen (u.a.: Entwicklungsalter, Vorlieben, Kompetenzen, Ressourcen, körperliche Eigenschaften, psychische Eigenschaften, sexuelle Entwicklung)
- Familiäre Beziehungen (u.a.: Eltern-Kind-Beziehung, Paarbeziehung, Erziehungsstile, Interaktion zwischen den Familienmitgliedern, soziales Umfeld der Familie, Stärken und Ressourcen der Familie, aktuelles Wohnumfeld)
- Schulisches Umfeld (schulische Leistungen, Verhalten im Klassenzimmer, Verhalten in der Pause, schulische und berufliche Perspektiven)
- Peerbeziehungen (u.a.: Einfluss der Eltern auf die Peerbeziehung, Status der Jugendlichen unter ihren Peers